Anfang November kommen Staats- und Regierungschefs aus der ganzen Welt in Glasgow zu einem Treffen zusammen, welches unsere Zukunft bestimmen wird. Hier erfährst du, warum dieses Treffen wichtig ist und welche Rolle wir als Christen dabei spielen können.
Klimanotstand?
Die Welt wird seit Monaten von extremen Wetterereignissen heimgesucht. In Griechenland, der Türkei und Kalifornien sind Waldbrände ungeahnten Ausmaßes ausgebrochen. China erlebte die schlimmsten Überschwemmungen seit über tausend Jahren. Auch in Europa gab es verheerende Überschwemmungen, und Nordamerika wurde von einer rekordverdächtigen Hitzewelle heimgesucht.
Mitten in diesen Ereignissen warnte ein bahnbrechender Bericht der Vereinten Nationen im August in seiner bisher schärfsten Form davor, dass wir mit einem Klimanotstand konfrontiert sind. Wir sind auf dem Weg zu einem katastrophalen globalen Temperaturanstieg, der unsere ganze Welt gefährdet – und die Auswirkungen beschleunigen sich.
Vor diesem Hintergrund wird die UK im November in Glasgow Gastgeber des jährlichen Klimagipfels der Vereinten Nationen sein, der auch als COP26 bekannt ist. Diese Veranstaltung, die wegen Covid um ein Jahr verschoben wurde, gilt seit langem als von entscheidender Bedeutung. Die Länder müssen zum ersten Mal konkrete Pläne zur Erreichung der Emissionsreduktionsziele vorlegen, die sie vor fünf Jahren auf der Pariser Konferenz festgelegt haben. Die COP26 ist daher ein entscheidender Moment für unsere gesamte Welt.
Die Staats- und Regierungschefs müssen die Gelegenheit ergreifen und dringend handeln. Vor allem aber müssen sie die Welt auf Kurs bringen, um die globale Erwärmung auf 1,5°C zu begrenzen. Jeder Bruchteil eines Grades zählt.
Aber was hat das mit Tearfund oder der Kirche zu tun?
Eine schöne und doch zerbrochene Welt
Erstens sagt uns die Bibel, dass die Schöpfung durch Jesus und für Jesus geschaffen wurde (Kolosser 1,16). Das ist eine überwältigende Aussage über den Wert unseres Planeten. Der Sohn Gottes liebt diese schöne Welt, die in ihm existiert, und wir sind damit beauftragt worden, für sie zu sorgen. Doch die Klimakrise richtet verheerende Schäden an und verschärft Bedrohungen wie extreme Wetterereignisse, den Anstieg des Meeresspiegels, schmelzende Gletscher und den Verlust der Artenvielfalt.
Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sind sich darüber einig, dass dies ein vom Menschen gemachtes Problem ist, welches durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe verursacht wird. Als Ebenbilder Gottes können wir nicht tatenlos zusehen, wie unsere gemeinsame Erde zerstört wird.
Eine Frage der Gerechtigkeit
Zweitens sehe ich bei meiner Arbeit mit Tearfund nur allzu deutlich die verheerenden Auswirkungen des Klimawandels auf Menschen in Armut. Mit dem globalen Temperaturanstieg werden die Regenfälle unzuverlässiger, und Dürren, Überschwemmungen und Stürme werden häufiger und extremer.
In weiten Teilen Afrikas südlich der Sahara beispielsweise schwankt das Wetter zwischen extremen Überschwemmungen und extremen Dürren. Das beeinträchtigt die Nahrungsmittelproduktion und bringt Millionen von Menschen in die Gefahr zu hungern.
Für diejenigen, die bereits in Armut leben, ist dies eine lebensbedrohliche Notlage, die sie noch tiefer in die Armut treibt. Ohne radikale Maßnahmen wird der Klimawandel in diesem Jahrzehnt 132 Millionen Menschen zusätzlich in die Armut führen. Diejenigen, die am wenigsten für die Klimakrise verantwortlich sind, sind am stärksten betroffen. Dies ist eine kolossale Ungerechtigkeit.
Die Kirche kann diese Krise, die so viel Leid Menschen in Armut bringt, nicht ignorieren. Gott fordert uns auf, ihrer Not zu begegnen und so zum Aufbau seines Reiches auf Erden beizutragen.
Der Ruf der Kirche
Oscar Danladi vom Jos Green Centre in Nigeria erzählte uns, wie sich der Klimawandel auf seine Stadt im Bundesstaat Plateau auswirkt und wie seiner Meinung nach die Kirche darauf reagieren sollte:
Jos war früher wegen des guten Wetters und der Grünflächen als „Gartenstadt“ bekannt. Im Laufe der Jahre hat sich das geändert. Viele Bäume wurden abgeholzt und die Wasserquellen versiegten. Das Wetter hat sich verändert – früher war es kühl und gemäßigt, jetzt ist es rau. Mein Vater ist ein Landwirt. Seine Ernteerträge sind nicht mehr so gut wie früher, und das hat sich auf sein Einkommen ausgewirkt.
Als Christen müssen wir verstehen, dass die Bewahrung der Schöpfung ein Thema des Evangeliums und der Gerechtigkeit ist. Die Kirche muss wissen, dass wir alle Nachbarn sind und dass unser Handeln Auswirkungen auf alle anderen hat. Die Kirchen auf der ganzen Welt haben gemeinsam das Potenzial, die Machthaber zur Rechenschaft zu ziehen und Veränderungen einzufordern.
Was können wir tun?
Wenn wir ein Ende der extremen Armut erreichen wollen, müssen wir die Klimakrise angehen. Als Nachfolger und Nachfolgerinnen Jesu wollen wir unseren Glauben ausleben. Aber was können wir konkret bei diesem Thema tun? Zunächst ist es richtig und angemessen, die Zerstörung und Ungerechtigkeit der Klimakrise zu beklagen. Wir müssen anerkennen, wo wir als Einzelne, als Nationen, als Unternehmen und als Kirche versagt haben und unseren Anteil daran bereuen.
Und es ist wichtig zu beten – für diejenigen, die bereits von der Krise betroffen sind und dafür, dass die Staats- und Regierungschefs der Welt die Notwendigkeit erkennen, sofortige Maßnahmen zu ergreifen. Das Gebet ist entscheidend, wenn wir einen Durchbruch in dieser Krise erleben wollen. Gott ist mächtiger als alles, was wir uns vorstellen können. Hier findest du Ressourcen, die dir beim Beten helfen können.
Wir können unsere Stimme erheben und unsere führenden Politiker und Politikerinnen auffordern, dringend zu handeln, damit wir die Erwärmung auf 1,5°C noch begrenzen können. Dies ist das vereinbarte globale Ziel und laut dem IPCC-Bericht vom August immer noch möglich, wenn die Treibhausgasemissionen in den nächsten Jahren weitgehend reduziert werden.
Wir können auch in unserem eigenen Leben etwas ändern, z. B. unseren Energieverbrauch und unseren Abfall reduzieren und sorgfältiger darüber nachdenken, was wir kaufen. Wenn wir durch unser Handeln zeigen, dass wir in einer gerechteren, nachhaltigeren Welt leben wollen, kümmern wir uns um unsere globalen Mitmenschen und schätzen, was Gott uns gegeben hat.
Weitere Möglichkeiten, aktiv zu werden, sowie Ressourcen zu diesem Thema findest du auf unserer Homepage unter „Mitmachen“.