Eine Reise in eines der ärmsten Länder der Welt
Seit einer Woche bin ich am Horn von Afrika unterwegs. Berbera, die Hauptstadt, ist ein großes Dorf mit wenigen befestigten Straßen. Holprig geht es vom kleinen Flughafen zum Hotel durch eine Ansammlung von Wohnhäusern, Hütten und Märkten. Lautes Hupen der Autos und der Ruf des Muezzins begleiten uns. Am nächsten Morgen geht es früh los. Wir fahren rund zwei Stunden in unsere Projektdörfer, wo wir nun zwei Tagen unterwegs sein werden. Vorbei an ausgetrockneten Flüssen, staubigen Dörfern und endlosen Ebenen geht es in Richtung der Grenze von Äthiopien.
Unsere erste Station ist eine Ansiedlung von Menschen auf der Flucht. Binnenvertriebene nennt man sie offiziell. Was das bedeutet? Wir treffen auf eine Hüttensiedlung mit ca. 400 Familien, die alles verloren haben. Kein Kind geht zur Schule. Krankenversorgung ist nicht erreichbar. Die Frauen müssten eigentlich stundenlang auf der Suche nach Wasser sein.
Eigentlich- denn Tearfund und andere NGO´s entwickeln hier ein Landwirtschaftsprojekt mit kleinen Modellgärten für die jeweiligen Familien, einen Wasserreservoir für Regenwasser und einem Gewächshaus, in dem man in kurzer Zeit eine ansehnliche Ernte erzielen kann. Fröhlich werden wir empfangen, Dankbarkeit schlägt uns entgegen.
„Wie gut dass ihr da seid. Das gibt uns Hoffnung, wir können uns nun schon versorgen, es geht aufwärts“.
Wie wenig das ist, sehen wir. Und doch scheint die Hilfe anzukommen.
Was braucht es, damit Menschen langfristig überleben?
Wassermangel ist ein Hauptproblem in Somaliland
Es geht weiter zu einer Tearfund Getreidemühle. Eine selbstbewusste Frau erklärt uns das Prinzip der Mühle. Alle können teilhaben, eine kleine Kooperative wurde gegründet, und nun haben sie etwas vom Ertrag zurückgelegt und wollen eine zweite Mühle kaufen. Es geht voran. Die Kooperative ermöglicht den Frauen ein kleines Geschäft, ihren Kindern den Schulbesuch und damit Zukunft.
Meine Bewunderung gilt den Frauen überhaupt: auch wenn man auf den ersten Blick meint, sie seien komplett unterdrückt, so stellt man doch fest, dass sie im Rahmen ihrer durch die Tradition gegebenen Grenzen viel Eigenständigkeit bewahrt haben. Sie verkaufen die Waren, sie stehen mit den Männern auf dem Feld, sie sorgen für die Kinder. Frauen in Afrika sind die Motoren der Entwicklung!
Hoffnung für die Menschen in Somaliland
Auf den langen Fahrten diskutieren wir über weitere Wege der Hilfe. Langsam entwickelt sich ein neues Projekt. Trinkwasser für ein Pilotprojekt in einer unserer größeren Dörfer. Mit einer bewähren Trinkwasseranlage könnte man mehrere Tausend Menschen mit sauberem Trinkwasser versorgen. Was sie bisher trinken ist gesammeltes Regenwasser.
Besser als nichts, aber nicht gesund. Braun, abgestanden, Quelle für Krankheiten. Am Ende unserer Tage steht uns ein neues Ziel vor Augen: Trinkwasser für Salahley – eine Wasserstation in der Dürre. Hoffnung und Zukunft für Menschen am Rand der Existenz. Und wenn das funktioniert, dann weiten wir das aus auf andere Gegenden. Los geht’s! An die Arbeit.