Hunger im Jemen und der Welttoilettentag

Aktionstag der Vereinten Nationen für den Zugang zu sauberen Toiletten

Der 19. November wurde 2013 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen zum Welttoilettentag erklärt. Die Initiative dazu kam 2001 von der Welttoilettenorganisation. Denn noch immer hat mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung keinen Zugang zu sanitären Anlagen. Verschmutztes Trinkwasser und Krankheiten wie Cholera sind die Folge!

Auch im Jemen bestand gerade in den ländlichen Regionen noch ein großer Mangel an Toiletten, in den Städten war die Sanitärversorgung besser. Doch durch den Krieg, der seit 2015 im Land wütet, ist inzwischen die Infrastruktur in vielen Regionen zusammengebrochen, Städte sind zerstört und 3 Millionen Jemeniten sind in ländlichere Gebiete des Jemen geflohen oder in Flüchtlingscamps untergekommen. So sind fehlende Toiletten, schlechte hygienische Bedingungen, verschmutztes Trinkwasser und sich schnell ausbreitende Krankheiten wie das Coronavirus zu einem großen Problem geworden.

Hunger gehört im Jemen zum Alltag – besonders leiden die Kinder!

Der Jemen ist dazu noch auf den Import des größten Teils seiner Nahrungsmittel angewiesen. Der Krieg, geschlossene Häfen und kaputte Straßen machen es schier unmöglich, Lebensmittel in das Land zu bringen und im Jemen weiter zu verteilen. So sterben Menschen nicht nur direkt durch Bomben und Krieg und fehlende medizinische Versorgung. Der Hunger wird zum größten Problem, ganz besonders betroffen sind davon die Kinder, die an den Folgen von Unterernährung für den Rest ihres Lebens leiden werden. Die Situation ist erschütternd!

Was haben Toiletten mit Essensversorgung und Hunger zu tun?

Nothilfe und Versorgung mit Nahrungsmitteln sind existenziell. Hier sind wir als Tearfund Deutschland auch beteiligt. Doch die Menschen brauchen nicht nur genug Nahrung, sondern müssen sie auch aufnehmen und bei sich behalten können. Hygiene als Prävention ist entscheidend gegen Magen-Darm-Erkrankungen und Durchfall. Sauberes Trinkwasser, funktionierende Toiletten und Abwasser-Entsorgung sind hier entscheidend.

Aus dem Leben: Eine funktionierende Toilette verändert das Leben von Eltern und Kindern

Im Rahmen unseres Wasserprojektes konnten wir sanitäre Anlagen bauen. Auch Frau Sadeah und ihre sechs Kinder haben jetzt Zugang zu einem sauberen WC – ein großer Unterschied zu vorher. Die Dreckpfützen rund ums Haus sind verschwunden. Und die Kinder sind nicht mehr dauernd krank! Frau Sadeah ist überzeugt, ihre neue Toilette ist der Grund für diese positive Entwicklung.

Auch in einer Stadt im Norden konnten wir Familien mit funktionierenden Sanitäranlagen ausstatten. Die Bevölkerung der Stadt hat sich in den letzten Jahren verdoppelt, vor allem durch jemenitische Binnenflüchtlinge. Einer von ihnen ist Herr Musla. Er war mit seiner Familie geflohen, nachdem seine Frau in ihrem Haus durch eine fehlgeleitete Gewehrkugel ums Leben kam. Er hat fünf Kinder und auch seine alte Mutter ist mitgekommen. Nun leben sie in einer provisorischen Unterkunft. Wir konnten diese Familie mit dem Nötigsten versorgen und ihnen auch eine Toilette mit Waschbecken bauen. Das hilft der ganzen Familie, gesund zu bleiben. Und es ist auch eine Frage von Würde und Sicherheit – insbesondere für Frauen und Kinder. Die Mutter und die Töchter von Herrn Musla haben sich früher nur im Schutz der Dunkelheit und auf keinen Fall allein getraut, eine weit entfernte öffentliche Toilette zu besuchen. Nun ist zumindest eines der vielen Probleme gelöst, mit denen sie zu kämpfen haben.

Unser Ziel: Jedes Haus soll mit einer funktionierenden Toilette ausgestattet sein

Bei unseren Sanitärprojekten im Jemen können wir auf über 20 Jahre Erfahrung bauen. Schon vor dem Krieg haben wir verschiedene Projekte umgesetzt, ich habe selbst mit meiner Familie mehrere Jahre im Jemen gelebt.  So haben wir mit ganzen Dörfern zusammengearbeitet, um das allgemeine Bewusstsein für Hygiene zu schärfen. Denn jede Familie ohne Klo muss sich ihr „stilles Örtchen“ irgendwo draußen suchen, um ihre Notdurft zu verrichten. Unter diesem unhygienischen Zustand leiden dann aber alle Dorfbewohner.

Wichtig ist uns auch, Potentiale und Lösungen vor Ort zu nutzen. Der Jemen schaut auf eine jahrhundertealte Geschichte zurück. So gab es  traditionelle Trenn-Toiletten, bei denen Urin und Wasser getrennt abgeführt wurden. Die Fäkalien trocknen und können dann als Brennstoff oder Dünger genutzt werden. Moderne Varianten dieses Systems werden in Pilotprojekten auf ihre Tauglichkeit überprüft.

Wir brauchen ihre Unterstützung gegen den Hunger im Jemen

Tearfund Deutschland ist Teil des deutschen WASH-Netzwerkes, zusammen setzen wir uns weltweit für die Themen Wasser, Hygiene und sanitäre Anlagen ein. Im Jemen leisten wir natürlich auch Nothilfe gegen den Hunger, so geben wir z. B. Nahrungsmittelpakete an bedürftige Familien aus, um ihnen und insbesondere den Kindern im Jemen eine Zukunft zu ermöglichen. Wir verteilen Wasserfilter und Hygieneartikel und helfen mit, eine nachhaltige Wasserversorgung zu sichern.

Hier in Deutschland sind wir privilegiert, eine eigene Toilette ist für die meisten von uns selbstverständlich. Nehmen wir den Welttoilettentag zum Anlass, etwas von unserem Reichtum mit den Jemeniten zu teilen. 

Für 15 Euro kann ein ganzes Dorf einen Monat mit sauberem Trinkwasser versorgt werden.

70 Euro kostet im weltweiten Durchschnitt der Bau einer Toilette, wenn die Menschen vor Ort eingebunden sind, der Hintergrund von verschmutztem Wasser und gefährlichen Krankheiten beleuchtet wird und die Menschen sich mitbeteiligen.

Helfen Sie mit! Für die Menschen im Jemen!