Syrien – ein Land der Verzweifelten
Über 80 Prozent der Menschen in Syrien leben unterhalb der Armutsgrenze
Vor neun Jahren begann der Konflikt in Syrien. Seit fast einem Jahrzehnt werden Familien gezwungen, aus ihren Häuser zu fliehen. Viele haben geliebte Menschen verloren und müssen ums Überleben kämpfen.
Unsere Autorin Rachael Adams hat mit Tim Purver, einem Mitarbeiter von Tearfund, der in Syrien lebt, gesprochen. Tim erklärt, zum einen warum er trotz der schlimmen Umstände Hoffnung für dieses Land hat und wo jeder konkret Hilfe leisten kann.
Das Ausmaß der Krise
Erschreckende Zahlen
Allein die Zahlen lassen erkennen, welchen Ausmaß der Krieg in Syrien gefordert hat:
- 11,7 Millionen Menschen sind in Syrien auf humanitäre Hilfe angewiesen. 5 Millionen davon brauchen Soforthilfe. Es leben viele dieser Menschen jedoch in Regionen, die man nur schwer erreichen kann oder die vom Krieg betroffen sind.
- Etwa die Hälfte der Bevölkerung in Syrien musste aus ihrem Zuhause fliehen. 5,9 Millionen Menschen sind innerhalb des Landes geflohen, während 5,1 Millionen Menschen das Land verlassen haben. Syrische Flüchtlinge machen bis zu 10% der Bevölkerung in Jordanien aus (die Hälfte von ihnen sind Kinder).
- Ungefähr 83% der Syrer leben unterhalb der Armutsgrenze.
„Du musst nur ein kleines Stück raus aus Damaskus fahren, um das Ausmaß der Zerstörung zu sehen“, sagt Tim. „Soweit das Auge reicht, sieht man nur völlig zerstörte Gebäude. Familien, die ihre Häuser und Geschäfte verloren haben.“
Zeit des Wiederaufbaus und Hilfe konkret
Was macht Tearfund in Syrien?
2019 hat Tearfund die offizielle Registrierung der syrischen Regierung bekommen. Es ermöglicht uns dadurch, die Programme vor Ort mehr zu unterstützen und den Menschen einen Weg aus der Armut zu zeigen. Unsere Teams in Syrien haben wichtige Beziehungen zu Kirchen in Syrien aufgebaut, damit die Programme noch mehr Menschen erreichen können.
„Die Zusammenarbeit mit den Kirchen vor Ort ist so ein Segen. Sie wollen gerade in dieser Krise mithelfen und involviert werden und Nächstenliebe praktisch leben.“, erklärt Tim.
Mittlerweile konzentriert sich Tearfund auf drei Projekte, damit die Menschen ihr eigenes Leben wieder aufbauen können: Wasser und Hygiene, Einkommensunterstützung und Traumabewältigung.
Warum Wasser?
Ein Leben ohne sauberes Wasser und sicheren Sanitäreinrichtungen ist gefährlich und macht krank. Familien müssen oft lange Strecken auf sich nehmen, um Wasser zu holen. Dieses Wasser ist oft schmutzig und daher nicht als Trinkwasser geeignet. Das führt zu Durchfallerkrankungen und anderen Infektionen, die vor allem für Kinder tödlich enden.
„Im Nordosten von Syrien errichten wir eine Trinkwasseranlage, damit geflüchtete Menschen mit sauberem Wasser versorgt werden können. Gleichzeitig bieten wir Unterstützung in der Hygiene und zeigen, dass Händewaschen Leben retten kann. Sauberes Wasser ist überlebenswichtig!“, sagt Tim.
Sich in Menschen investieren
Der neunjährige Konflikt hat verheerende Ausmaße auch auf die Wirtschaft des Landes. Die Arbeitslosigkeit liegt bei 75%. Das sind mehr als 60% über dem globalen Durchschnitt!
Daher ist es neben der Notversorgung elementar, in Projekte zu investieren, damit Menschen wieder ihr eigenes Einkommen erzielen. Dadurch können sie ihre Familien selbstständig ernähren und das sorgt für langanhaltende Stabilität und zeigt den nachhaltigen Weg aus der Armut.
„Obwohl der Konflikt in Syrien noch andauert, liegt unser Fokus auf dem langfristigen Wiederaufbau. Damit die Menschen wieder in der Lage sind auf ihren eigenen Beinen zu stehen und für ihr Einkommen zu sorgen“, erklärt Tim.
Wir als Tearfund sind davon überzeugt, dass jeder Mensch das Potenzial für Veränderung in sich selbst trägt und investieren daher in Menschen. Wir helfen, dass ihre Träume in die Realität umsetzt werden können. Das ist besonders in Syrien wichtig, da die Bevölkerung sehr jung ist. Durch den Konflikt sind gerade viele junge Menschen ohne Hoffnung. Es herrscht die reale Bedrohung, dass eine komplette Generation in Syrien verloren geht. Tearfund begleitet diese jungen Menschen, damit sie wieder anfangen zu träumen und den Wunsch haben ihr eigenes Land wieder aufzubauen.
Eine traumatisierte Bevölkerung
Konflikte beeinflussen nicht nur die physische Gesundheit, sondern auch die psychische Gesundheit. Die emotionalen Auswirkungen, die neun Jahre der Krise mit sich bringen, dürfen nicht unterschätzt werden. Diese Erinnerungen können nicht über Nacht verarbeitet werden. Daher haben wir ein Projekt gestartet, diese Traumata zu überwinden. Ohne die Verarbeitungen dieser schlimmen Erfahrungen, können die Menschen ihr Leben eigentlich nicht wieder aufbauen.
Das gilt besonders für Frauen, so Tim. „Die kulturellen Geschlechternormen verbieten es Frauen in der Regel, eine Bildung zu genießen oder ökonomisch tätig zu sein. Frauen sind daher in der Regel am meisten durch den Konflikt betroffen und sehr gefährdet. Tearfund arbeitet sehr eng mit ihnen zusammen, damit sie Traumata gut verarbeiten können und Unterstützung bekommen, ihre Zukunft zu gestalten.“
Unterstütze die Menschen in Syrien und gebe ihnen ein Stück Hoffnung und Hilfe
„Wir machen kleine Schritte nach vorn und das gibt Grund zur Freude“, sagt Tim. „Bitte betet, dass wir weiterhin Fortschritte sehen und Gott dort treu bleiben, an dem Ort, wo Er uns berufen hat.“
Bitte spendet und betet weiterhin für unsere Partner in Syrien, für das Land, die Menschen und unsere Arbeit.
Hier sind sechs Wege, wie du für Syrien beten kannst:
- Frieden: Bete, dass die Gewalt in Syrien ein Ende nimmt.
- Gesunde Beziehungen: Bete für unser Team in Syrien – für die bereits existierenden Beziehungen, die wir zu den lokalen Gemeinden und Organisationen haben, und für Weisheit und Möglichkeiten, neue Beziehungen zu schaffen. Diese gesunden Beziehungen sind so elementar, damit noch mehr Menschen unterstützt werden können.
- Für Menschen, die wieder in ihre Heimat zurückkehren: Bete für die Menschen, die in andere Länder fliehen mussten, und für die, die innerhalb ihres Landes geblieben sind. Leben wird nie mehr so sein wie vorher. Bete für Trost, wenn sie wieder in ihre Heimat zurückkehren und das sehen, was sie verloren haben. Bete für neue Chancen und Ressourcen, während sie ihr Leben wieder aufbauen.
- Wasser und Hygiene: Bete für Tearfunds Programme, die Menschen den Zugang zu sauberem Wasser und sicheren Sanitäreinrichtungen ermöglichen. Bitte Gott darum, dass die Menschen erreicht werden, bei denen die Not so groß ist.
- Arbeitsstellen: Bete dafür, dass die Menschen in Syrien neue und langfristige Möglichkeiten finden, wie sie ihr Einkommen verdienen und ihre Familien versorgen können. Bete besonders für die jungen Menschen. Dafür, dass es keine „verlorene Generation“ geben wird und sie Hoffnung für die Zukunft bekommen.
- Traumabewältigung: Befehle Gott all diejenigen an, die psychische Langzeitfolgen von dem Konflikt tragen. Bete, dass Gott sie heilt und tröstet, und sie befreit von Ängsten. Bete dafür, dass Gott sie wiederherstellt, damit sie sich ermutigt fühlen, ihre Träume auszuleben.