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07 April 2025
Kimberly Schuster

Mehr als nur Ostereier: Wie Hühner Leben verändern

Ostern steht vor der Tür. In den Häusern werden jetzt Eier gefärbt, Verstecke gesucht und gefunden, und natürlich viele Eier gegessen. Küken, Hühner und Eier gehören für viele selbstverständlich zum Osterfest dazu.

Für Sadia¹ sind Hühner viel mehr als ein Symbol – sie sind eine Chance auf eine bessere Zukunft. Sadia lebt mit ihrem 10-jährigen Sohn im Jemen und führt erfolgreich eine Hühnerzucht. Auf dem Markt verkauft sie Eier und versorgt mit diesem Einkommen ihre Großfamilie. Doch das war nicht immer so…

¹ Der Name wurde zum Schutz der Person geändert.

Plötzlich alleinerziehend

Als 2014 der Krieg im Jemen ausbricht, verliert Sadias Ehemann seine Arbeit. Er kann seine Familie nicht mehr ernähren. Der Druck von außen nimmt zu und schließlich verlässt er Sadia und ihren Sohn.

Auf sich allein gestellt kehren die beiden ins Dorf von Sadias Eltern zurück. Dort teilen sie sich mit 14 Familienmitgliedern zusammen ein Haus. „Wir waren 16 Personen und das einzige Einkommen, das wir hatten, war das, was mein Bruder mit Gelegenheitsarbeiten erwirtschaften konnte“, berichtet Sadia.

Ohne die Hilfe von anderen Familien aus ihrem Dorf können sie nicht überleben. Manchmal erhält die Großfamilie ein Lebensmittelpaket einer Hilfsorganisation. Allerdings liegt die letzte Lieferung mittlerweile mehr als drei Jahre zurück. Die Situation der Familie scheint hoffnungslos.

Von der Krise zum Neuanfang

Doch eines Tages erfährt Sadia von einem Projekt, das Frauen in den Dörfern ihrer Region unterstützt. Sie ist sich sofort sicher: Bei diesem Projekt muss ich dabei sein. Also kontaktiert sie den Repräsentanten ihres Dorfes und bittet darum, in das Programm aufgenommen zu werden.

So wird Sadia Teil des Tearfund Projekts zu Ernährungssicherung im Jemen. Gemeinsam mit 299 anderen Frauen baut sie im Projekt eine eigene Hühnerzucht auf. Sie erhält ein Starterpaket, bestehend aus zehn Hühnern und einem Hahn, sowie ausreichend Futter und Materialien zum Bau eines Hühnerstalls.

„Ich war überrascht, dass Hühner besondere Pflege brauchen, damit sie jeden Tag Eier legen“, erzählt Sadia nach dem Training.

Doch es bleibt nicht beim Startkapital: Die Frauen werden langfristig begleitet, sodass ihre Hühnerzucht nachhaltig erfolgreich bleibt.

In Schulungen lernen die Frauen alles, was sie wissen müssen, über die Haltung von Hühnern. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort vermitteln ihnen die Grundlagen der Hühnerzucht, aber auch wichtiges Wissen zu gesunder und ausgewogener Ernährung, guten Hygienepraktiken und Krankheitsprävention.

Durch die Hühnerzucht stehen Sadia und ihrer Familie jetzt regelmäßig Eier und Fleisch zur Verfügung. Außerdem verdient sie über den Verkauf der Eier Geld für sich und ihre gesamte Familie.

Frauen unterstützen Frauen

Aber das ist noch nicht alles. Sadia gibt heute ihr Wissen und ihre Expertise an andere weiter. „Ich begleite und unterstütze 19 Frauen aus meinem Dorf bei der Hühnerzucht. Gemeinsam verkaufen wir unsere Produkte auf dem Markt unseres Dorfs. Manchmal sogar darüber hinaus,“ erzählt Sadia stolz.

Die Gruppe unterstützt sich gegenseitig, die Frauen setzen immer wieder neue Ideen um und bauen ihr Geschäft aus. Gemeinsam haben sie einen Sparfonds eingerichtet. Jeden Tag werden dort 150 Yemenitische Rial (etwa 0,60€) gespart. Das Ersparte wird regelmäßig reihum an die Frauen ausgezahlt. Das Geld investieren sie in Reparaturen, Futtermittel oder neue Geschäftsideen.

„Das haben wir innerhalb unseres Kooperativs schon zweimal umgesetzt. Damit konnten wir uns gemeinschaftlich Ziegen kaufen. Wir sind zuversichtlich, dass unser Geschäft noch weiter wachsen wird und wir in Zukunft noch mehr Hühner und Ziegen kaufen werden.“

Durch Projekte wie dieses haben bereits mehr als 2.500 Frauen im Jemen ihre eigene Hühner- bzw. Ziegenzucht aufgebaut. Dadurch stabilisieren sie ihre Einkommen und sichern die Ernährung ihrer Familien.

Hoffnung für die Zukunft

Sadia ist sehr dankbar für das Projekt. „Das Projekt hat mein Leben verändert. Jetzt kann ich meine Familie ernähren und finanziell unterstützen, so wie sie es für mich und meinen Sohn getan haben.“

Sadias Geschichte beginnt mit zehn Hühnern und einem Hahn, doch sie endet nicht mit Ostereiern. Denn die Geschichte geht weiter – mit starken Frauen, neuer Hoffnung und Ideen für die Zukunft (und natürlich auch mit Hühnern 😊).

Mit nur 40€ kann eine Frau wie Sadia ihre eigene Hühnerzucht starten. Unterstützt Du uns dabei?