Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigung und Einsatz für Minderheiten

Mein Besuch unserer Tearfund Deutschland Projekte in der Türkei

Seit Februar arbeite ich bei Tearfund Deutschland in Berlin. Die Projektreise in die Türkei war meine erste offizielle Dienstreise. Am Tag der Deutschen Einheit flog ich nach Ankara. Ich kam vom kalten Berliner Herbstwetter in die südliche Wärme.

Tearfund Deutschland ist seit 2015 in der Türkei aktiv und arbeitet derzeit mit zwei lokalen Organisationen zusammen, eine in Ankara und eine in Gaziantep. Ich hatte das Privileg, beide Projekte besuchen zu dürfen.

Ich war beeindruckt von dem, was ich auf dieser kurzen Reise sehen und erleben durfte.

Liebe und Fürsorge für Menschen mit Beeinträchtigung

Kardelen Seeds of Joy

Das erste Treffen nach meiner Ankunft hatte ich mit dem Kardelen-Team. Bisher kannte ich dieses Team nur von unseren Berichten. Ich war gespannt, diese Arbeit mit eigenen Augen sehen zu können und mit den Mitarbeitern persönlich reden zu dürfen. Nachdem ich sie bei ihrem Dienst begleitet hatte, erlebte ich, wie liebevoll und fürsorglich sie mit ihrem Gegenüber umgehen. Sie dienen Menschen, denen es nicht so gut geht. Mich haben sie sofort als Familienmitglied aufgenommen und ich habe mich dadurch gleich wohlgefühlt.

Jede Woche besuchen diese Teams Flüchtlingsfamilien, die Kinder mit Beeinträchtigungen haben. Bei einem Hausbesuch nahmen sie mich mit. In Ankara gibt es ein Viertel, wo viele geflüchtete Familien versuchen, ein Leben aufzubauen und zur Normalität zurückzukehren. In diesem Viertel herrscht viel Armut. Wir betraten ein Haus, das von außen verlassen und heruntergekommen aussah. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass dort eine Familie wohnt.

Zaynab strahlte, als sie uns sah

Durch tiefhängende Stromkabel, Staub und Baumaterial hindurch wurden wir von einer freundlichen Frau begrüßt. Sie lächelte uns an und erwartete uns mit Vorfreude. Die Frau führte uns in ein Zimmer mit einem Bett. Darin lag Zaynab, ein junges Mädchen mit Zerebralparese.

Als sie die Stimmen der zwei Frauen des Mercy Teams hörte, setzte sie sich mit einem großen Lächeln im Gesicht in ihrem Bett auf. Ihre Mutter sagte uns, dass sie sich immer sehr auf den Besuch freut. Obwohl die Physiotherapie für das Mädchen nicht immer angenehm ist, ist die Gesellschaft dieser beiden Frauen und ihre Fürsorge der Grund ihrer Freude. Während Fatma Zaynab behandelte, sprach Gülbeyaz mit der Mutter.

Das Team versucht immer, sicherzustellen, dass die Familie tatsächlich auch alles umsetzt, was sie ihnen beibringen. Dadurch wollen sie möglichst große Fortschritte in der Entwicklung des Kindes erzeugen. Oftmals sind diese geflüchteten Familien mit den täglichen Aufgaben und dem Zurecht-Kommen in einem fremden Land überfordert. Das Team von Kardelen gibt diesen Familien Hoffnung, Fürsorge und Ermutigung.

Ein Beispiel sein für die Ausgestoßenen – oder ist es umgekehrt?

First Hope Association und ihr Einsatz für die Abdal-Minderheit

Nachdem ich den Sonntag in der historischen Stadt Antakya verbringen konnte, um die Pauluskirche zu besuchen, ging es am Montag weiter nach Gaziantep. Die Stadt nahe der syrischen Grenze beherbergt nach wie vor einen der größten Flüchtlingsströme. Unter den Flüchtlingen und der lokalen Gemeinschaft gibt es eine kleine ethnische Minderheit, die Abdal. Sie befinden sich am gesellschaftlichen und geografischen Randgebiet. Und hier hat sich eine kleine Organisation etabliert.

Drei Männer mit unterschiedlichem beruflichen Hintergrund fanden zusammen, um dieser Gruppe zu dienen und einen Ort der Hoffnung und Freude im Herzen dieses armen Viertels in Gaziantep aufzubauen. Als wir uns langsam dem Tor des Gemeindezentrums näherten, welches die First Hope Association gegründet hat, strömte plötzlich eine Schar von Kindern von links und rechts auf uns zu. Als das Auto anhielt und wir ausstiegen, befanden wir uns in einem Meer von kleinen lächelnden Gesichtern, die uns mit Umarmungen und fröhlichem Lachen begrüßten.

Als wir das Zentrum betraten, war ich überrascht, einen so schönen und friedlichen Ort für Kinder und ihre Familien hinter diesen unscheinbaren Metalltoren zu finden. Es war mir sofort klar, dass diese Männer und ihr Team alle ihre Ressourcen in diesen Ort investiert haben: von einem Spielplatz, wunderschön dekorierten Klassenzimmern, in denen die Kinder auf die öffentliche Schule vorbereitet werden, bis hin zu ihrem Nachmittagsprogramm, in dem die Kinder Taekwondo lernen.

Und dieser Einsatz trägt Früchte. Wie einer der Ältesten der Kommune berichtet, hat dieses Zentrum den größten Unterschied für die Gemeinde gemacht. Es bietet nicht nur einen gesunden, liebevollen und sicheren Raum für ihre Kinder, der sie aus Schwierigkeiten heraushält, sondern diese visionären Männer bieten auch eine so gute Ausbildung, dass die meisten öffentlichen Schulen in der Region sie mittlerweile um Hilfe bitten.

Beeindruckt und ermutigt

Ich war beeindruckt von dem, was ich auf dieser kurzen Reise sehen und erleben durfte. Und wenn wir auf die Früchte der harten Arbeit dieser beiden Organisationen blicken, auf ihre unveränderliche Hingabe, Leidenschaft und Liebe für die Menschen, denen sie dienen, kann ich nur feststellen, was für ein Privileg es ist, ihr Partner zu sein.

Auch jetzt, da ich wieder in unserem Büro im Wedding und dem kalten Winter Berlins bin, trage ich die Freude und Wärme, die ich auf meiner Reise in die Türkei empfand, in meinem Herzen.